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Lösungsmöglichkeiten des Konfliktes

Oktober 22, 2007

Gestern in der Welt am Sonntag einen netten Artikel gelesen, in dem die verschiedensten Lösungsszenarien zwischen der Bahn und der GDL beschrieben werden.

1. Die Bahn knickt ein

Birgt die Gefahr, dass die anderen Gewerkschaften den Tarifvertrag aufkündigen und dass es innerhalb der Belegschaft zu Unfrieden kommt, denn die GDL vertritt nicht alle Lokführer und hat auch Mitglieder anderer Berufsgruppen. Da stellt sich dann die berechtigte Frage, ob der Tarifvertrag nur für die Gewerkschafts-Mitglieder gilt oder für alle Mitglieder der Berufsgruppe.

2. Die Gewerkschaft knickt ein

Damit wäre im Endeffekt die GDL tot. Als kleine Gewerkschaft hat sie eigentlich nur noch die Lebensberechtigung, wenn sie diesen Streit bis zum Ende durchzieht.

3. Die Politik mischt sich ein

Der Bund ist zwar Eigentümer der Bahn, aber eine Einmischung wäre fatal, denn a) würde dies die Tarifautonomie untergraben und b) würden dann bei anderen Tarifkonflikten die Streitparteien auch nach der Politik schreien

4. Die Gewerkschaften ordnen sich neu

Auch eine Variante, dass sich die Gewerkschaften innerhalb der Bahn neu organisieren – z.B. nach dem Vorbild der Lufthansa.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns in einer Sackgasse befinden und wir noch lange, lange über dieses Thema diskutieren werden.

Bestreikt sich die Bahn schon selber?

Oktober 22, 2007

Heute morgen haben bei uns im Düsseldorfer Raum alle S-Bahnen ordentlich Verspätung – offiziell mal wieder eine Störung in einer Signalanlage.

Ich hab eher den Eindruck, dass sich die Bahn selber bestreikt – diese Verspätungen hätte auch die GDL nicht besser hinbekommen.

Dass natürlich ein Waggon der S-Bahn, mit der ich gefahren bin, komplett unnutzbar war (Türen kaputt), ist nur nebensächlich, hat meinen Hals bloss marginal verbreitert.

Wie sagt eine Kollegin immer: „Da bekomm ich Mischhaut“.

Montag kein Streik

Oktober 21, 2007

Die gute Nachricht nur ganz kurz: Morgen, Montag, 22.10., wird von der GDL nicht gestreikt.

Weitere Informationen im Laufe des Abends

Aufforderung zu Verhandlungen

Oktober 19, 2007

Die Bahn fordert in der Financial Times die GDL zu neuen Verhandlungen auf.

Im Interesse von Millionen von Pendlern sollte die GDL auf weitere Streiks verzichten, sagte Bahnpersonalvorstand Margret Suckale am Freitag. „Während wir mit den anderen Gewerkschaften verhandeln, plant die GDL schon den nächsten Streik. Das ist unverantwortlich“, sagt sie.

Und da hat sie Recht. Besonders, wenn man dies hier berücksichtigt:

Die Bahn stehe weiterhin zu ihrem Angebot von bis zu zehn Prozent mehr Geld plus einer Einmalzahlung von 2000 Euro sowie einem eigenen Tarifvertrag für Lokführer. Die GDL lehnt dies strikt ab.

10% mehr Geld ist alleine schon eine Menge Holz, wenn man bedenkt, dass sonst 3-4% als guter Abschluß gewertet werden. Dann noch eine Einmalzahlung von 2.000,- Euro – auch hier sind in der Regel 300-600,- EUR schon das Ende der Fahnenstange. Und dann noch der eigene Tarifvertrag. Liebe GDLer, was wollt Ihr eigentlich noch? Werdet mal realistisch.

Fordert auch Transnet-Chef Norbert Hansen:

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, warf der GDL „zerstörerischen Gruppenegoismus“ vor. Die Stärke liege in der Gemeinsamkeit und nicht in der Trennung. Wenn die GDL Einkommensverbesserung für Lokführer wolle, könne sie die jetzt haben, sagte Hansen unter Verweis auf die Fortschritte bei den Verhandlungen zu einer neuen Einkommensstruktur bei der Bahn.

Aber irgendwie habe ich den Eindruck, als ob es der GDL um mehr geht – Schell will sich ein Lebenswerk setzen und wahrscheinlich als der kompromisloseste Gewerkschaftsführer der letzten 50 Jahre in die Geschichte eingehen, die GDL hat Angst, dass sie überflüssig wird und dann hat die Gewerkschaft wahrscheinlich einfach nur Schiss, jetzt schon nachzugeben.  Abartig (tut mir leid, aber was anderes fällt mir dazu nicht mehr ein).

25 Millionen Euro Schaden pro Streiktag

Oktober 19, 2007

Berichtet der Spiegel:

Der Streik der Lokführergewerkschaft verursacht nach Berechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) täglich rund 25 Millionen Euro Schaden. Etwa 4,6 Millionen Menschen nähmen bundesweit pro Tag den Nahverkehr der Bahn in Anspruch, sagte DIW-Expertin Claudia Kemfert der „Frankfurter Rundschau“. Rund eine Million Bürger seien von den Streikaktionen betroffen und müssten durchschnittlich bis zu 50 Euro an „zusätzlichen Beförderungskosten“ aufbringen.

Unter Berücksichtigung der erhöhten Gewinne von Taxi- oder Mietwagenfirmen ergebe sich ein volkswirtschaftlicher Verlust von rund 25 Millionen Euro. „Das lässt sich für wenige Tage noch verkraften – über einen längeren Zeitraum schlägt sich das aber nieder in der Kaufkraft“, sagte Kemfert. Nach ihrer Ansicht ist ein Streik ab zwei Wochen Dauer volkswirtschaftlich nicht mehr vertretbar.

Na, herzlichen Glückwunsch – irgendwer der beiden Streikparteien (oder beide) haben ihren Verstand wohl in der Schublade gelassen. Da geht es Deutschland endlich mal wieder einigermaßen gut und jetzt kommt dieser Mist.

Wollen wir wetten, dass das eine Begründung wird, wenn die nächste Preissteigerung der Bahn kommt?

Streik bis zum eigenen Tarifvertrag

Oktober 19, 2007

„Wir werden am Ende des Prozesses einen eigenständigen Tarifvertrag abschließen. Und wir sind sicher, dass der nicht bei 31 Prozent liegen wird“, sagte Weselsky“

So wird der GDL-Vize im ZDF zitiert. Das bedeutet, dass wohl noch einige Streiktage auf uns zukommen werden – leider. Wobei mir der Sinn eines eigenen Tarifvertrages immer noch nicht schlüssig ist – der einzige Grund ist für mich die Legitimation der GDL. Warum sollte es diese Gewerkschaft noch geben, wenn nicht für einen eigenen Tarifvertrag.

Auch wenn in diesem Interview wieder der Vorwurf zurück gewiesen wird, dass die GDL egoistisch gegenüber anderen Bahnmitarbeiter verhält, bleibt ein fieser Beigeschmack. Warum? Nicht alle Lokführer sind in der GDL organisiert, also wofür brauchen sie (s.o.) den eigenen Tarifvertrag? Frei nach Orwell: „Alle Tiere sind gleich, manche sind gleicher“?!

Impressionen aus Erlangen

Oktober 18, 2007

Philipp Kistler hat in seinem „Geschenkt“-Blog eine nette Episode zum heutigen Tag geschrieben:

Die Frage: „Befürworten Sie den Streik der Lokführer?“ sollte mal auf einem bestreikten Bahnhof gestellt werden. Ich hatte den Eindruck, dass so ein leicht feindselige und genervte Grundstimmung vorherrschte.

Eine noch größere Mutprobe wäre natürlich sich hinzustellen und zu sagen, dass es Ihr gutes Recht sei zu streiken und sie das gerne nochmal machen können, man habe da volles
Verständnis dafür und heiße es ausdrücklich gut.

Absolut einverstanden – ich glaube, ich versuche das morgen mal. Vielleicht werde ich mit einer Solidaritätsunterschriftenliste durch den Bahnhof laufen.

Morgen kein Streik

Oktober 18, 2007

Gott sei Dank, morgen ist kein Streik – also wieder schön in die dreckeligen S-Bahnen steigen, die eh wieder Verspätung haben. Ich weiß, mir kann man es nicht recht machen 😉

Sonntag abend kommen dann neue Informationen, ob, wie und wo nächste Woche gestreikt wird.

Bis dahin machen wir aber dennoch hier weiter und halten auf dem Laufenden, was alles zwischen GDL und Bahn passiert.

Ein hartes Los

Oktober 18, 2007

Beim WDR gefunden:

„Der Kaffee ist ziemlich sauer“, sagt Timourhan Temtek. Genauso ist auch der Gemütszustand des 23 Jahre alten Studenten. Es ist 7.20 Uhr, und der Student steht schon seit mehr als einer Stunde in der Wartehalle. Um 8.00 Uhr müsste er eigentlich in Hagen in der Fachhochschule sitzen. Doch das wird er nicht mehr schaffen. „Eigentlich hätte ich gleich eine wichtige Nachprüfung. Wenn ich da nicht bin, verliere ich ein Semester.“ Eine Alternative, nach Hagen zu kommen, habe er nicht. „Es fährt doch kein Bus, ich bin gerade erst nach Dortmund gezogen und habe deshalb auch noch keine Freunde, die mich mit dem Auto bringen könnten“, klagt der Student.

Das sind die unangenehmen Folgen eines Streiks. Die Frage ist, ob es die Möglichkeit der Regressforderungen gibt. Allen Ernstes: 1 Semester verpasst klingt jetzt nicht so sonderlich schlimm (denn Regelstudienzeit ist für viele ein unerfüllter Wunsch), aber eine Menge Kohle kostet das trotzdem. Wäre ich er, würde ich versuchen, von einer der Streikparteien die Gebühren wieder zu holen. Die Chancen stehen gering, aber „Versuch macht kluch“

Kein neues Angebot der Bahn?!

Oktober 18, 2007

Aus dem Liveticker des Spiegels:

Die Deutsche Bahn hat eine Annäherung an die Forderungen der Lokführergewerkschaft GDL abgelehnt. „Über die gebotenen zehn Prozent und den eigenen Tarifvertrag hinaus wird es kein neues Angebot geben“, sagte Personalvorstandssprecher Uwe Herz. Die GDL hatte den jüngsten Vorschlag der Bahn gestern zurückgewiesen. Nach Darstellung der Gewerkschaft beinhaltet das neueste Angebot nur eine Netto-Gehaltssteigerung von 4,5 Prozent.

Das verspricht ja noch etwas heißer zu werden in den nächsten Tagen und Wochen. Was ich sehr seltsam finde, ist diese Diskrepanz in der Deutung der Gehaltssteigerung zwischen Bahn (10%) und GDL (4,5%). Irgendeiner scheint da entweder brutto und netto zu verwechseln oder kann nicht rechnen.